Archiv der Kategorie: HV-Basic

Fusionswelle macht keinen Halt vor der EU – alles wird größer, schöner und einfacher

Bevoelkerung_bis_2060Mit einem massiven Umbau innerhalb ihres Hoheitsgebietes will die Europäische Union (EU) in den nächsten drei Jahren ihre Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit stärken. Nach den heute von Kommissions-Präsident Cordelius Alt-Ponti vorgestellten Plänen sollen aus den bislang 27 Mitgliedsstaaten 12 werden.

Dabei geht es nicht nur um die  Ineffizienz kleiner Staaten wie Luxemburg. „Wir verbrauchen derzeit sehr viel Kraft mit Reibungsverlusten und Doppelstrukturen, mit babilonischem Sprachgewirr und einer Vielzahl nicht miteinander harmonierender Gesetze“, erklärte Alt-Ponti in Brüssel. Die neuen Einheiten seien nicht am Reißbrett entstanden, sondern allein aus der Weisheit der Kommission heraus geboren, die dabei nach eigenen Angaben auch historische Irrtümer berücksichtigt hat.
So soll Deutschland nicht etwa mit Österreich, sondern mit Polen und Tschechien fusioniert werden. Die bisher unabhängige Schweiz wird mit Österreich und Südtirol zum Euro-Alpenland. Frankreich soll – bei leichten Grenzarrondierungen – bis an die Westfriesischen Inseln in der Nordsee reichen.

Auch innerhalb der neuen Länder soll es zu einer Straffung der Organisationsstruktur kommen. Die derzeitigen deutschen Bundesländer sollen abgeschafft werden, die Ministerpräsidenten werden zu Regionalpräsidenten und bilden als Jubel-Perser die demokratische Staffage rund um die Regierungs-Chefin.

Auf kommunaler Ebene soll es klare Mindeststandards geben. Zu einer funktionsfähigen Gemeinde gehörten mindestens eine Kita, ein Allgemein- und ein Tierarzt, ein Seniorenpflegeheim sowie ein konfessionsunabhängiger Friedhof. Die ursprünglich ebenfalls für die Daseinsvorsorge als notwendig erachteten Parameter Hebamme, Grundschule und Lebensmittelgeschäft wurden hingegen nicht  in den Kriterienkatalog aufgenommen; stattdessen soll eine Internet-Breitbandversorgung vorgeschrieben werden. „Wo Gemeinden das nicht vorhalten können, müssen sie mit Nachbarn fusionieren“, erklärte Cordelius Alt-Ponti.

Kritik, die Neuordnung Europas komme ein wenig von oben herab und orientiere sich zu wenig an den Bedürfnissen der Menschen in den Regionen, wehrt Alt-Ponti entschieden ab: „Unser Auftrag ist der Erhalt Europas und ihre Verteidigung gegen räuberische Götter.
Man kann nicht erwarten, dass die einzelnen kleinen Bürger dieses große Ganze im Blick haben. Jeder wird Opfer bringen müssen. Aber am Ende der Tage werden die Menschen merken, dass alles auch zu ihrem Besten war.“

Helgoländer Vorbote ruft defekte Satire zurück

Nach mehreren Unfällen beim Versuch, die Bundesrepublik Jugoslawien in Öl zu frittieren und sich danach mit Salat einzuführen, ruft der Helgoländer Vorbote seine Satire-Falafel zurück. Auf dem angeblich aus Syrien stammenden Instant-Produkt, das im Wesentlich aus Sand von der verwüsteten Helgoländer Badedüne stammt, ist eine Bedienungsanleitung angegeben, für die verschiedene Beipackzettel zerkleinert, gemischt und in einen zum Übersetzungscomputer umgebauten Brotbackautomaten gegeben worden waren.

falafel-anleitung-spezial
Die betroffenen Packungen sind an den abgebildeten Scherzkeksen zu erkennen. Als Zutatenliste sind „Küken pea, bohnen, salz, spezielle Keshwar gewürze“ angegeben. Die Bedienungsanleitung lautet:

Mix je 1 säcke mit 125 ml (halbes glas) in warmen wasser und gut umrühren, hartnäckigen mischung. Nutzen sie die schimmel für die gestaltung des falafel stückzahl. Bundesrepublik jugoslawien falafel stückzahl in heissem gemüse öl, Einführung mit gemüse und salate.

falafel-instant-klDer Helgoländer Vorbote tauscht alle bereits verkauften Packungen kostenlos um. Dazu bitte einfach die Packung in ein Supermarkt-Regal Ihrer Wahl stellen, die benötigten Zutaten einkaufen und zuhause gemäß Originalrezept Falafel zubereiten.

Polizistin klagt: „Bei Frauen fehlt mir die professionelle Härte“

Du_bist_D_2Aufschrei für Fortgeschrittene. Der Helgoländer Vorbote unterstützt die Verwaltungsklage einer Polizistin, die sich dagegen wehrt, bei Personenkontrollen und Leibesvisitationen immer nur Frauen befummeln zu müssen, während Männer den männlichen Kollegen vorbehalten seien. „Ich bin lesbisch, habe große Probleme, bei der Arbeit sachlich-korrekt zu sein“, sagt sie dem Magazin ihres Vertrauens. Polizistin klagt: „Bei Frauen fehlt mir die professionelle Härte“ weiterlesen

Vorbildliche Lehrerentsorgung

Die Zahl der Lehrer, die sich in der Schule zu Tode hetzen, ist erschreckend. Man darf mit Fug und Recht sagen: Hujujui, dafür, dass die Lehrer den ganzen Tag mit dicken Aktentaschen treppauf treppab durch die Lehranstalten rasen, von einem Klassenraum zum anderen, von der Diensttoilette zum Raucherzimmer, von Pontius nach Pilatus, dafür verenden so wenige Exemplare während des Arbeitsruns, dass massenhafter Dopingmissbrauch zum Greifen nahe in der Luft liegt.  An der Albert-Schweitzer-Realschule in Solingen hat man Konsequenzen gezogen.
Dort residiert jeder Lehrer in seinen eigenen vier Wänden und die Schüler kommen zum Spielen in sein Wohnzimmer. Auch wenn es auf den ersten Blick unlogisch erscheinen mag, statt einiger Lehrer tausende Schüler in den Tod zu hetzen, geht das Konzept unterm Strich offenbar auf: Bis zum Ende ihrer Realzeit sind die meisten Schüler durch die Hetze sportlich nur so diskomponiert, dass sie dem Arbeitsmarkt noch zwei Jahrzehnte zur Verfügung stehen, bevor sie versiechen. Nach vonderleyenschem Timing sind bis dahin die eigenen Kinder gerade aus dem Haus, ist der Krankenkassensaldo noch positiv und der volkswirtschaftlich ruinöse Schritt einer Mallorcainvestition noch nicht getan – idealer Zeitpunkt, Schluss zu machen.
Ganz nebenbei können Schüler bei ihren stündlichen Lehrerraumprozessionen auch fürs Leben lernen, etwa den Rechtsverkehr, wie ihn die Realschule Rösrath eingeführt hat.

Unerwartet positiv wirkt sich das Lehrerraum-Konzept (Evaluation: pdf) aber vor allem auf die Bevölkerung aus. Die Lehrer nämlich richten sich ihre gemütlichen Unterrichtsräumen nun so puschelig ein, dass sie auch Nachmittage, Abende, Nächte und die gesamten Ferien dort verbringen. Ungekannter Frieden macht sich in den lehrerfreien Neubausiedlungen breit. Auf Kinderspielplätzen erblüht das Leben und die SPD ist dauerhaft beschlussunfähig.

(Red: Archivmeldung vom 4.11.2007, Links aktualisiert)

Wabbelpampechips

Wabbelpampechips & "Fish"
Wabbelpampechips & „Fish“

Ob das jetzt typisch englische Ekligkeit war? – keine Ahnung. Aber es waren so ziemlich die ekelhaftesten Pommes, die mir als renommiertem Fastfoodtester bisher zwischen die Zähne gekommen sind.

Ich war ja schon ohne jede Begeisterung an die Theke gegangen, jetzt, nachdem ich schon hunderttausend Mal beim Anblick anderer mit der roten Pappbox in der Hand gedacht hatte: „Müsstest du irgendwann auch mal probieren.“ Aber mir war nie danach. Auch heute nicht. Aber ich war hungrig und brauchte das Zeug.
Bis dahin hatte ich noch nie länger eine Auslage der in Großstädten zunehmend verbreiteten Kette in Augenschein genommen, (die von sich selbst sagt,
„Klässig`s Fish & Chips ist ein Gastronomiekonzept, welches wir 2003 speziell für Verkehrsknotenpunkte und hochfrequentierte Lagen mit Pendlern, Angestellten und Touristen entwickelt haben“, und zwar als „bodenständige gesunde Fisch-Küche“) – war aber wohl ganz selbstverständlich davon ausgegangen, dass alles, was dort frittiert feilgeboten wird, zum sofortigen Verzehr vorbereitet sei. So hab ich’s doch in der Mensa gelernt.

Ich rief noch „Sie wollen doch jetzt nicht“, doch der ins Fett platschende Frittierkorb machte eine weitere Ausführung meiner Sorge unnötig. Bis auf die Soße war gerade der gesamte Inhalt meiner zuvor nett zusammengestellten „Fish & Chips Box“ baden gegangen, zumindest was den Kartoffelteil angeht mindestens zum dritten Mal, seit er vor Tagen, Wochen, Monaten in unförmige Quader geschnitten (oder gepresst?) worden war. Und das ist – ich würde so gerne „bekanntlich“ hinzufügen, aber das wäre schon mehr als Optimismus – eine Todsünde. Pommes frites werden genau zweimal frittiert. Bei TK-Kost wurde das erste Fettbad bereits in der Fabrik genommen, weshalb die grob oder fein oder schlicht unförmig geschnittenen Kartoffelstücke zuhause, im Restaurant oder eben bei der Imbissbude nur noch einmal (bei voller Hitze) in die Fritteuse kommen. Und niemals ein zweites Mal!

„Aber die sind doch sonst kalt“, lächelt mich das Aushilfsmädel an, kloppt den Frittierkorb mit einer geübten 180-Grad-Handdrehung in eine Schüssel und folgend dessen Inhalt in die bereits kurz erprobte Pappbox, in die sie während der Sekunden des wärmenden Fettung eine Soße im Waffelschälchen appliziert hatte.
Das Ergebnis sind offenbar die namengebenden „Chips“, von einer fettigen, dünnen Kruste in Quaderform gehaltene Kartoffelpampe.
Da ich nicht wissen will, was drin ist, war die Cocktailsoße in Ordnung. Und so ein paniertes Stück „Seelachs“ (wohl die europäische Pute des Meeres) ist recht unverwüstlich (selbst in meinem Magen). Ob der Herr am Tresen neben mir Experte oder nur eine andere Variante armer Sau war, kann ich nicht sagen, ich verlor ihn, meine gefüllte Pappbox als Tierfutter zu verstauen beschäftigt, schnell aus den Augen. Er hatte die reine Chipsbox gewählt, ohne Fisch und Soße, und sein Clerk hatte die entsprechende Auslage keiner neuerlichen Heißfettkur unterzogen. Kalte Chips klingt jedenfalls nicht eklig. Man stellt sich nur etwas anderes darunter vor. Wie ich bis heute und hoffentlich möglichst bald wieder.

(Erstveröffentlichung HV 27.10.2013)

Deutsche Urwälder sollen sicherer werden

Nach dem Rettungsdrama von Wald-Michelbach haben führende Politiker strengere Zugangskontrollen zum deutschen Wald gefordert. „Unsere Wälder sind schön und sie zu genießen ist jeder eingeladen, aber sie sind eben keine Shopping-Mall, sondern Wildnis mit allen Gefahren, die der Herrgott sich für uns ausgedacht hat“, sagte Fred Steinhauer auf Anfrage.
Gemeinsam mit anderen Spitzenpolitikern schlägt er eine An- und Abmeldepflicht vor Betreten deutscher Wälder vor. „In amerikanischen Nationalparks ist das auch gang und gäbe – aus gutem Grund.“ Was dort der Sheriff, könne in Deutschland der jeweilige Bürgermeister als Ortspolizeibehörde sein. „Auch in anderen Krisen ist es wichtig zu wissen, wer da draußen noch im Wald steckt“, so Steinhauer.

Am Samstag hatte sich eine 44-jährige Frau im Urwald der Tromm verirrt. Auch wegen einer erst kürzlich gesichteten Wildkatze im unweit gelegenen Schlitzer Land setzte sich umgehend ein Großaufgebot an Rettern. Ein Aufklärungshelikopter der hessischen Polizeifliegerstaffel konnte schließlich die völlig verpeilte Wanderin über eine Lichtung in Sicherheit bringen.

zapp-frauWir haben uns mal wieder beim Seximus ertappt. Bild und Text erschienen uns auseinandergeschert. Aber dann riefen wir uns selbst zu: Mann, denk an Chelsea.
Dabei hatten wir uns ja gerade nur von unserem Sexismus trennen wollen,
jedes Gesicht ohne Dreitagebart für einen Milchbubi zu halten.
Vielleicht sollte man Geschlechtlichkeit auch überhaupt nicht mehr benennen. Mann, Frau, mit, ohne, pubertiert, kastriert – wen geht das eigentlich was an? Die Anrede nur mit Nachnamen ohne ein sexanzeigendes Vorwort wäre da ein simpler erster Schritt. Wir sind da inzwischen ganz offen. Sogar für die Erkenntnis von das Praktikant, nur unserem neurotischen Verbot von Skripten hätten wir die obige Textzuordnung zum Bild zu verdanken. Erlauben und Verbieten – das verändert die Sicht auf die Welt. „Sonore Stimme“, darf man das auch einer Frau schmeichelnd attestieren. Oder ist das dann ein Hinweis auf Nikotinabhängigkeit? Sucht, Behinderung – da wartet die nächste Teufelsküche.

Wahlwerber – das unbekannte Wesen

Immer wieder schön zu sehen, wie wenig Verteidiger unserer Parteienoligarchie das befürwortete System selbst verstehen.
Vincent-Immanuel Herr (heute bei ZDF log.in) und Martin Speer fordern in der ZEIT
eine Wahlpflicht, weil… – keine Ahnung. Irgendwie soll mal halt wählen,
und wenn man zur Not “Enthaltung” wählt, obwohl ja Nichtwählen = Enthaltung
wählen nichts bringt, wie sie sagen.
Keine der im Bundestag vertretenen Parteien fordert in ihrem
Wahlprogramm den Quatsch einer Wahlpflicht. Auch nicht die beiden mal
als halbwegs aussichtsreiche Parlamentsanwärter gehandelten Piraten und
AfD.

Damit ist das Thema vom Tisch, wenigstens für die nächsten vier
Jahre, bis neue Werbeprogramme aufgelegt sind. Dann kann sich ja eine
Mehrheit finden, die einer oder mehreren Parteien für diese Idee zur
Regierungsmehrheit verhilft und sich und allen anderen eine Wahlpflicht
verordnen lässt. Bis dahin muss man wohl, wenn einem die Wahlpflicht ein
Herzensanliegen ist, aufs Wählen verzichten – weil man ja sonst die
unterstützt, die keine Wahlpflicht wollen.

Barmer vermisst Kinder

Hintergrund: Es war eine kleine investigative Recherche: Durch die Teilnahme der eigenen Kinder am „Kinderturn-Test“ aufmerksam geworden, fragte Timo Rieg nach den rechtlichen Grundlagen einer bundesweiten Datenerhebung bei Kindergarten- und Grundschulkindern, an der wesentlich die BARMER Ersatzkasse beteiligt ist. Aufgrund der Recherchen schreitet der Bundesdatenschutzbeauftrage ein und unterbindet die Aktion. Ende gut alles gut? Nicht für den freien Journalisten, der für das Thema keine Redaktion fand und es daher – nicht wirklich abgeschlossen – wenigstens kurz in der Satire-Zeitung „Helgoländer Vorbote“ anreißt. (Netzwerk Recherche Newsletter Nr. 39, 5. Januar 2007)

Barmer vermisst Kinder

Die Musterung erfolgt in zwei Terminen – aus Effizienzgründen. In einer ersten Maßnahme werden die volkswirtschaftlichen Basisdaten aufgenommen: Körpergröße und Gewicht, die in die Standardwährung für hirnfreies Humankapital, den BMI, umgerechnet werden. Nur ein paar besonders fette Blagen heulen bei der Prozedur. Barmer vermisst Kinder weiterlesen