Gedanken zum Abitur: Der Tragödie erster und letzter Teil (Faust, Z. 354-397)

Habt ihr nicht, ach! in Biologie,
GM, Deutsch, Mathe und Chemie
Und nicht zuletzt Sporttheorie,
wohl schwadroniert, Punkt um Punkt.

Da steh ich nun, ich armer Tor,
seh euch noch dümmer als zuvor.

Bin Pauker, (Ober-)Studienrat gar
Und zog euch wohl 13 Jahr’
Klausur um Klausur, Stund’ um Stund’,
wie ich wollte, an der Nase herum.

Beethovens Faust und Goethes Neunte
Sind Kulturgut, das ich nie scheute.

Und nur mit dem Maturum könnt ihr’s schaffen
Zu Doktoren, Magistern, Schreibern und Pfaffen.

Doch plagen mich heute Skrupel und Zweifel,
dass ich philosophierte von Hölle und Teufel,
damit hab ich euch die Jugend entrissen!

Bilde mir nicht ein, was Wichtiges zu wissen:
Bilde mir nicht ein, ihr könntet was lernen,
die Generation weiser Menschen werden.

Ich hab zwar Gut und Geld
und alle Freizeit dieser Welt,
doch kann in ihr nur sorglos leben,
wer blind oder im Hirn voll Spinneweben.

Nun Kinder, gebt fein acht:
Die 13 Jahre haben nichts gebracht.
Drum sag ich euch: Vergesst den Scheiß!
Kein Curriculum – wie ich wohl weiß –
geht darauf ein, warum die Welt
schon morgen auseinanderfällt.

Seh allen Zukunftsglauben lahmen,
euch wie uns mit Benz rumfahren!
Oh, säh man noch den Mondenschein
und fände Veritas im Wein!

Wenn ich für das, was ihr gedacht,
an meinem Pult euch ausgelacht,
dann, glaub ich, schwante mir:
geduldig ist nur noch Papier.

Ach! Würde ich mir doch beim Denken
Nicht jedes Mal das Hirn ausrenken!

So bleibt es, wie es immer war:
Essenzen am Pennal sind rar.
Soll sich der Wissensqualm entladen –
Er, die Welt und wir geh’n baden!

(Prost allen Abiturienten!)

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